FORTLAUFENDER UNTERRICHT
von 16. 10. 2000 - bis 13. 6. 2001
Leitung: FRIEDL KUBELKA
Informationsabend: 2.10.2000, 19 h, 1050 Wien, Gartengasse 5/2
Die SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE, WIEN beginnt am 16.10.2000 und endet am 13.6.2001. Grundsätzlich ist sie allen Alters- und Berufsgruppen zugänglich. Die Aufnahme erfolgt nach einem persönlichen Gespräch. Zum Unterschied von den gewerblichen Ausbildungsmöglichkeiten soll dem Erkennen und der Nutzung der dem photographischen Medium spezifischen Eigenschaften besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden: Erstmals werden zwei parallel laufende Vortragsreihen angeboten, die die Geschichte und die Kunsttheorie der Photographie behandeln. (TIMM STARL, RUTH MAURER) Die zwei benachbarten Kunstrichtungen Malerei und Film sollen durch Besuche im Kunsthistorischen Museum und der Filmvorführungen des “Zyklischen Programms” kennengelernt werden. Das „Begreifen“ der Materialien (Selbstentwickeln von S-8 Filmen und Zeichnen) gehört neben der photographischen Dunkelkammerarbeit zu den sinnlichen und intellektuellen Erfahrungen, die jedem eine selbständig erworbene Beurteilung des Mediums Photographie vermitteln soll. Die SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE, WIEN stellt sich, anders als übliche Kunstschulen, die Aufgabe, den zwingenden Zusammenhang zwischen dem emotionalen Bereich und der künstlerischen Arbeit herzustellen. Im photographischen Unterricht Friedl Kubelkas wird jede Studentin, jeder Student angehalten, ihre/seine Motivationen des Photographierens zu hinterfragen.
AUFNAHMEBEDINGUNGEN:
Schriftliche Anmeldung mit photographischen Arbeiten, die einen persönlichen Zugang zu den gewählten Themen zeigen, ein gezeichnetes Selbstportrait und eine kurze Biographie (Tel. Nummer angeben) sollen bis zum 4.10.2000 im Atelier Gartengasse eingelangt sein. Aufnahmegespräche finden nach Vereinbarung zwischen 6.10. und 9.10.2000 statt. Die Möglichkeit der Benützung einer Dunkelkammer außerhalb der Schule ist notwendig.
Lehrinhalte
KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE - FRIEDL KUBELKA
„Der Unterricht der Kunstphotographie soll selbständig arbeitende Photographen hervorbringen, die sich vom kommerziellen Gebrauchswert der Photographie distanzieren und kritisch mit Material und Ästhetik arbeiten können. Das „unbedingte Interesse am Motiv“, der leidenschaftliche Bezug zu einem eigenen Thema bildet den Schwerpunkt des Unterrichts. Es werden, außer in den Workshops, keine Themen gegeben. In formaler Hinsicht werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angehalten, Verdichtungsmöglichkeiten, wie sie in anderen Kunstrichtungen üblich sind, für sich aus Malerei und Film selbst abzuleiten.“
GESCHICHTE DER FOTOGRAFIE - TIMM STARL
„Aber jede Geschichte ist Wahl“ (Lucien Febvre, 1933). Zu einer Geschichte des Fotografischen gehören: die Erscheinungen auf, vor und neben den Bildern sowie jene neben der Kamera und hinter dem Bildautor; die Einzelheiten und der Zufall; die Anfänge der Moderne der Fotografie im 19. Jahrhundert; Kitsch (und ein wenig Kunst); das Private als Bild und im Bild; Wechselwirkungen zwischen fotografischen, literarischen, gemalten und anderen Bildern; die Fotografie als Registratur, Museum und Archiv; himmlische Bilder und die Engel der Fotografie; die Unwirklichkeit der Fotografie, die eine Welt im Stillstand vorführt; Straßenansichten von J. L. M. Daguerre bis Beat Streuli; die Räume der Fotografie und ihre Zeit; u.a.m.“ „Die Geschichte setzt die Elemente [des Vergangenen] wie in einem Kaleidoskop stets neu zusammen [...]“ (Marino Niola, 1994)
THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN ZUR FOTOGRAFIE - RUTH MAURER
„Viele Autoren, die über Fotografie geschrieben haben, weigerten sich, eine „Geschichte der Fotografie zu schreiben, weil sich mit der Veränderung des Mediums und der Motive auch die Relevanz des darüber geschriebenen verschiebt. Dadurch ist ein ständiges „Rethinking“ jener Begriffe notwendig, die den fotografischen Diskurs bestimmen. Neben foto-theoretischen Grundlagen, die mit einem spezifischen Begriffsrepertoir vertraut machen sollen, werden außerdem die wechselseitigen Einflüsse von Fotografie und bildender Kunst behandelt sowie Parallelen innerhalb der jeweiligen Methoden und Strategien gezogen. Die theoretischen Überlegungen gelten den Unterschieden und Übereinstimmungen dieser Disziplinen, beziehungsweise deren Verschmelzung in der Gegenwartskunst.“
FILM - ALEXANDER HORWATH
“Keine ‘Geschichte des Films’, keine Revue der ‘wichtigen Filmtheorien’, keine ‘How-to-make-movies’-Lehre. Statt dessen: der Versuch, die Filme selbst – vor diesem Hintergrund: Geschichte, Theorie, Praxis – zum Sprechen zu bringen. Der Versuch, unterschiedliche Film(ausschnitt)e in einen Zusammenhang zu stellen, der nicht allein von filmhistorischer ‚Logik’ bestimmt ist, sondern auch von einer praktischen Cinephilie. Von einem Blick, der die verschiedensten Filmformen und Perspektiven zusammensieht und daraus vielleicht andere, eigene, jedenfalls aber lebendige Kino-Begriffe entwickelt. Begriffe und Fragen im Fluß. Solche Begriffe könnten z.B. sein: Tanzen, Fahren, Singen (Utopien); Das Lyrische Nitrat, Die Schwarze Moderne (Historische Augenblicke); Ich, Geld, Einfluß (Produktionsfragen); Raumgewalt, Schau/Spiel, Zeit im Bild (Darstellungsfragen); Erzählneurose, Der Film vom Film (Selbstreflexion). Eine Auswahl aus diesen ‚Themen’ wird zur Sprache und zum Bild kommen. Im Unterricht selbst werden die Filmbeispiele auf Video gezeigt. In einigen Fällen können ergänzende Kinovorführungen einbezogen werden, vor allem jene des zyklischen Programms ‚Was ist Film?’ im Österreichischen Filmmuseum.“
INDIVIDUELLE STRATEGIEN FÜR BI-TEAMS - TAMARA HORAKOVA + EWALD MAURER
„Die erste Phase bestimmt aufgrund von vorgelegten Arbeiten der TeilnehmerInnen Positionen und Teams. Die zweite Phase reflektiert System- und Strukturcodes des Mediums Photographie in der ausdifferenzierten Gesellschaft.“ (praktische Arbeit).
GÄSTE
ROLF KOPPEL, USA
MARIA HAHNENKAMP
OCTAVIAN TRAUTTMANSDORFF
HANS SCHEIRL, London