ACHT WORKSHOPS
von 26. 10. 2005 - bis 28. 5. 2006
Leitung: Friedl Kubelka
Informationsabend: 30.9.2005, 19 Uhr, 1050 Wien, Gartengasse 5/II
Die SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE, WIEN beginnt am 26.10.2005 und endet am 28.5.2006. Grundsätzlich ist sie allen Alters- und Berufsgruppen zugänglich (Mindestalter 19 Jahre). Die Aufnahme erfolgt nach einem persönlichen Gespräch. Im Schuljahr 2005/2006 wird der Unterricht der SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE, WIEN in Form von Workshops durchgeführt. Diese werden von sechs bekannten, aus verschiedenen Kulturkreisen stammenden KünstlerInnen geleitet. An einem Wochenende im Monat werden jeweils Donnerstag Abend die WorkshopleiterInnen über ihre eigene Arbeit referieren. Freitag, Samstag, Sonntag sind als Arbeitstage geplant, an deren Ende die Präsentation des eigenen (skizzenhaften) Ergebnisses durch die Studenten stehen soll. Darüber hinaus werde ich in Form eines Vortrages meine eigene künstlerische Arbeit präsentieren, zwei Workshops abhalten sowie mit den Studenten das Kunsthistorische Museum besuchen. Auch das Entwickeln von Super-8 Filmen ist im Unterricht enthalten. Zusätzlich biete ich jedem/r Teilnehmer/in die Möglichkeit zu drei Einzelgesprächen. Mein Unterricht verfolgt – anders als übliche Kunstschulen – das Ziel, den zwingenden Zusammenhang zwischen dem emotionalen Bereich und der künstlerischen Arbeit herzustellen. Jede Studentin, jeder Student wird angehalten, ihre/seine Motivationen des Photographierens zu hinterfragen. Einige kennzeichnende Unterrichtselemente der SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE, WIEN kehren im Workshopjahr wieder. Der erste Workshop „Täter und Opfer“ hat unter anderem die für Künstler notwendige Selbständigkeit im Denken, Fühlen und Entscheiden zum Thema. Die Beschäftigung mit den der Photographie verwandten Medien Malerei und Film soll dem Erkennen und der Nutzung der spezifischen Eigenschaften des Mediums Photographie dienen. Zusätzlich zum Workshop „Film“ wird der regelmäßige Besuch des „zyklischen Programms“ im Filmmuseum nahe gelegt. Als Ergänzung zum Workshop „Geschichte der Photographie als Inspiration“ ist es wichtig, eine Publikation über die Geschichte des Mediums zu besitzen und zu benützen. Auch die handwerkliche Arbeit in der Dunkelkammer, ebenso wie das Entwickeln von S-8 Filmen, dient dem „Begreifen“ des Materials. Friedl Kubelka
Workshops
TÄTER UND OPFER Friedl Kubelka
27.-30.10.2005
Jede kommerzielle Portraitsitzung, jeder Schnappschuss, jedes Photo, das zwischen Freunden entsteht, beinhaltet ein szenisches Geschehen wie im Theater. Der Inhalt dieser Szene ist meist, dass der Photograph versucht, an seinem Modell etwas sichtbar zu machen, was sonst verborgen ist. Der Photograph ist der Täter, das Modell ist das Opfer. Diese Szenen führen manchmal zu einem subtilen Kampf, manchmal, vor allem in der journalistischen Photographie, zu ausgelebter Aggression. Scham und Schuld sind in der Auseinandersetzung mit Photographie verdrängte Gefühle und werden nicht thematisiert. Photographen und Modelle sprechen nur über die fertigen Bilder. Der Workshop soll erhellen, worin die tiefere Bedeutung der „photographischen Szenen“ für die Beteiligten liegt und dadurch den eigenen, durch Konventionen getrübten Blick klären. Friedl Kubelka
Biographie: geb. 1946, Kindheit in Wien und Berlin, kaufmännische Lehre, 1965-69 Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, Wien, 1971 Meisterprüfung, bis 1977 kommerzielles Fotoatelier, ab 1971 erste künstlerische Arbeiten. Einzelausstellungen u.a. im Centre Pompidou, Paris, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien, Frankfurter Kunstverein, Galerie Fotohof, Salzburg, Kulturhaus Graz, Generali Foundation, Wien, Fotogalerie, Wien. 1990 Gründung der Schule für künstlerische Photographie, Wien, seitdem Leitung und Unterrichtstätigkeit, 1998 Eröffnung eines Workshop-Raumes in Paris. Ab 2001 Filmvorführungen von 16mm Filmen. Friedl Kubelka lebt in Wien.
VORBILD, SCHEINBILD UND BILDNIS - Evgen Bavcar
24.-27.11.2005
1. Vorbild: Der Prophet sagte allen seinen zahlreichen Frauen, sie müssten sich schön machen, maniküren und hübsch anziehen, weil er den Besuch einiger blinder Freunde erwarte. 2. Scheinbild: Warum müssen wir uns schön machen, sagten die Frauen. Deine blinden Freunde werden uns nicht sehen. 3. Bildnis: Das stimmt nicht, erwiderte der Prophet. Ihr müsst schön sein, weil ihr meine blinden Besucher sehen werdet.
Biographie: geb. 1946 in Lokavec, Slowenien, mit elf Jahren erblindet, Schule am Blindeninstitut Ljubljana, Gymnasium in Nova Gorica, 1972 Diplom in Philosophie und Geschichte am FF Ljubljana, 1976 Promotion in Ästhetik und Philosophie an der Sorbonne. Danach Forschungsmitarbeit im CNRS, organisiert Fotografieausstellungen, Vorlesungen, Herausgabe von Texten und Fotobüchern, beschäftigt sich auch mit Fragen des Handicaps, arbeitet am Gebiet der Literatur und an verschiedenen ästhetischen Fragen.
’THEN I THINK: I AM GOING TO CAUSE A TIGER.’ Nin Brudermann
19.-22.12.2005
Fantastic stories are out there, true stories of vast and intimate scope, strangely dramatic in their character, and in some measure secret. Fairy tales unfold amidst the real world in front of my window and further out where there is yet another world to be discovered – and more than one. Embark, artists!
Biographie: geb. 1970 in Wien, lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Seit 1993 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl): 2005 ‚NASD Projekt Fledermaus’, New York; 2004 ‚NASD Projekt Fledermaus’, Wien‚ 2003 ‚Waiting for War’, Chicago; 2000 ‚Fourth of July’, Wien; 1998 ‚You never know what’s next’, Luzern; 1997 ‚Luka und die Tanten’, Wien, ‚Nature Abhors a Naked Singularity’, New York. Screenings (Auswahl): 2005 ‚BOOKLinVIDEO’, Prag, ‚Space: Planetary Consciounsness and the Arts’, Schweiz, 2004 ‚Instructions for Actions’, Wien, ‚Permanent Produktiv’, Wien, 2003 ‚Space Arts’, Paris, ‚Re-loaded’, Chicago, ‚The Book of the Thousand and One Ballon – Station VII’, Biennale Venedig, ‚Baby Rhino’ Basel, ‚No, Trespassing’, New York, ‚Attack!’ Wien, 2002 ‘Cool Times’, New York, 2001 ‘Garden built for you’, Amsterdam, ‘Lite’ Roeblinghall, New York, 2000 ‘Circles of Confusion’ Berlin, ‘2-4-6-H’ Berlin, 1998 Independent Film- and Videofestival, New York. Stipendien: 2003 Fellowship for the Arts, Australian Antarctic Division, 1996/97 P.S.1-MOMA, Studio Artist Program, New York.
FILM
26.-29.1.2006 DIE UTOPIE FILM - Alexander Horwath
geb. 1964 in Wien. Autor und Kurator. Ab 1985 Texte für Zeitungen und Zeitschriften (Falter, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, Meteor, Film Comment u.v.a.). 1992-1997 Direktor der Viennale. Seit 2002 Direktor des Österreichischen Filmmuseums. Diverse Buchpublikationen, u.a. über Avantgardefilm in Österreich, Michael Haneke, das amerikanische Kino der 1960er und 70er Jahre.
FILM + LEBEN - Hans Hurch
geb. 1952 in OÖ, Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie, Universität Wien. 1976–1986 Mitarbeiter der Wiener Stadtzeitung „Falter“, Kulturredakteur und Leiter des Kulturressorts, in den folgenden Jahren Filmredakteur des „Falter“ sowie freier Autor. Programmiertätigkeit für Filmschauen, Sonderprogramme, Retrospektiven. 1986-2000 Regieassistenz und Mitarbeiter bei Theater- und Filmarbeiten von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet. 1990-1992 in Berlin, gemeinsame Filmarbeit mit Astrid Johanna Ofner. 1993-1996 Kurator des Projektes „hundertjahrekino“ im Auftrag des BM für Wissenschaft und Kunst. Seit 1997 Direktor der Viennale.
FILM + ZEIT - Harry Tomicek
geb. 1945 in Mariazell, aufgewachsen in Wien. Studium Philosophie und Kunstgeschichte an der Uni Wien, Dissertation 1976 “Metaphysik und Nichts“. Seit 1975 Autor beim Filmmuseum, Wien. Filmpublizist bei diversen Zeitschriften (Neue Zürcher Zeitung, Falter u.a.). Vorlesungen über Film an den Universitäten Wien und Salzburg und an der Schule für künstlerische Photographie von Friedl Kubelka. Lebt und arbeitet als freier Autor in Wien.
TROUBLE EVERY DAY: KINO (ODER NICHT) - Michael Omasta
geb. 1964 in Wien, Filmredakteur der Stadtzeitung „Falter“ und Vorstandsmitglied von SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien. Forschungsschwerpunkte: Filmexil und Film noir. Retrospektiven, Vorträge und Buchpublikationen, zuletzt „Tribute to Sasha – Das filmische Werk von Alexander Hammid“ (2002) und „Carl Mayer, Scenar[t]ist – Ein Script von ihm war schon ein Film“ (gem. mit Brigitte Mayr und Christian Cargnelli, 2003), beide erschienen bei SYNEMA Publikationen (Wien), sowie „Peter Lorre. Ein Fremder im Paradies“ (gem. mit Brigitte Mayr und Elisabeth Streit) in der Reihe Zsolnay/KINO (2004).
MOVING STILLS - Boris Missirkov / Georgi Bogdanov
23.-26.2.2006
Working on a real setup, using real characters to construct your own version of their stories. It is like filming a movie with non-professional actors – each of them is playing his/her own self, but it is you who is drawing the storyline, who is editing the small elements into one single complex piece. It could be named staged photography, it could be named documentary research, it has elements of portrait, interior, landscape, interviews – mix them up and make it all speak. An image containing traces of the past and hints of the future – that is a story in itself, moving through time. It’s a two-way relationship – building your film-like setup, but letting yourself open to the surpises that come up from the material you’re working with. Sometimes you’ve got just 3 minutes to get the feeling and create your version of his story. Sometimes you’ve got months or years for that. Let’s see what could come up in 3 days.
Biographie: Boris Missirkov (b.1971) and Georgi Bogdanov (b.1971) are cinematographers, photographers, graphic designers, authors of visual concepts, founders of the Bulgarian Photographic Association and AGITPROP studio. They are correspondents of “Colors” magazine (Italy), with publications in different international magazines. Their photographs are property of the collections of the Museum of Fine Arts in Houston, TX, the Museum of Photographic Art in Odense - Denmark, as well as of private collections in Bulgaria, USA, Austria and Germany. Numerous international solo and group exhibitions. Live and work in Sofia, Bulgaria.
DAS LAND (VIELLEICHT AUCH IN DER STADT) - Manfred Willmann
23.-26.3.2006
Jede Zeit kennt ihre Grenzen des Sagbaren. Um an die Grenze des Sagbaren zu gelangen, muss man die Absicht haben, es zu tun. Den Schmerz und das Glück dieser Welt vor Augen und im Herzen haben, um es sagen zu können. Gefühle für die Dinge zu entwickeln, sie kontrolliert und genau zu äußern. Die Kontrolle muß ich noch verlieren; über die im Augenblick schon akzeptierten Bilder hinauskommen. Dem Zeitgefühl voraus sein. Die Dinge noch schöner zeigen und noch hässlicher vielleicht. Sprechen über die Kälte, die Liebe; töten und getötet werden: sich selbst töten können; überall hinschauen können. Und nur „ja keine langweiligen Geschichten von glorreichen Tagen“ erzählen. Manfred Willmann
Biographie: geb. 1952 in Graz; seit 1972 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen; in Zusammenarbeit mit Christine Frisinghelli Organisation von Ausstellungen, Workshops und Symposien; 1975-1996 Leiter der Fotogalerie im Forum Stadtpark, 1980 Gründung und seither Herausgeber der Zeitschrift für Fotografie Camera Austria International; lebt in Graz. Neben Veröffentlichungen in zahlreichen Ausstellungskatalogen und Anthologien sind bisher folgende monographische Bücher von Manfred Willmann erschienen: „Schwarz und Gold“, Graz 1981; „Die Welt ist schön“, Katalog, Neue Galerie Graz, 1983; „Die Sieger“, Graz 1989; „Werkschau II“, Wien 1997.
GESCHICHTE DER PHOTOGRAPHIE ALS INSPIRATION - Friedl Kubelka
27.-30.4.2006
Der Blick von Künstlern auf die Geschichte des eigenen Mediums ist gewöhnlich ein anderer als der von Theoretikern oder Konsumenten. Er ist nicht nur von Bewunderung, sondern manchmal von Neid und Ärger geprägt. Zu manchen Werken anderer Künstler ist das Verständnis durch die persönliche leidenschaftliche Überzeugung verstellt. Einige Einflüsse sind wie Nahrung und für das eigene schöpferische Arbeiten lebenswichtig. Es werden in diesem Workshop die wichtigsten Positionen nicht wissenschaftlich, sondern unter dem Aspekt der praktischen Aneignung vorgestellt. Ich werde versuchen, anhand von Arbeiten zeitgenössischer Photokünstler einschließlich meiner eigenen, die geistigen Vorfahren aufzuzeigen. Ziel des Workshops ist der Erwerb der Fähigkeit, aus Kunstwerken der Vergangenheit Elemente zu abstrahieren und in der eigenen Arbeit lebendig werden zu lassen. Friedl Kubelka
DAS DOKUMENTIEREN VON RAUM - FILM, FOTOGRAFIE UND ARCHITEKTUR - Dorit Margreiter
25.-28.5.2006
Der Architekturkritiker Siegfried Gideon stellte 1928 fest, "nur Film koenne die Architektur sichtbar machen". Er meinte, dass Film das am geeigneste Medium waere, um Architektur zweidimensional festzuhalten. Ausgehend von historischen Beispielen (Man Ray, Hans Richter, et al) über Arbeiten zeitgenoessischer KünstlerInnen und FilmemacherInnen, die sich mit Architektur und der Transformation von Raum auseinandersetzen, werden auch Orte vorgestellt, deren Planung und Architektur durch Film und Fotografie beeinflusst sind (Themenparks, Shoppingmalls, et al). Wie wird Raum dokumentiert? Wie wird ein Ort durch Medien transformiert? Wie wird aus einem dreidimensionalen Raum ein zweidimensionaler? Der Workshop wird sich jenen Fragen in der Praxis mit den Medien Film und Fotografie annaehern, sei es als Beginn einer Erzaehlung, als objektive Abbildung von Ort und Raum oder als Dokumentation einer Ausstellung.
Dorit Margreiter arbeitet als Künstlerin an Projekten, die sich mit diversen Repräsentationstrukturen beschäftigen. Aspekte der Globalisierung und der geographischen Kontextverschiebung spielen dabei eine zentrale Rolle ebenso wie die Repräsentation von Frauen durch neue Medien, Film und Architektur. Zuletzt arbeitete sie an Projekten wie "10104 Angelo View Drive", Mumok, Wien 2004, "Grandeur et Décadence", Liverpool Biennial, Tate Liverpool, 2004, "the air is blue", Museo Casa Barragan, Mexico City, 2003 und gemeinsam mit Anette Baldauf koproduzierte sie die Filme "Remake Las Vegas", 18min, 2002, Las Vegas/Wien und „The She Zone“, 16min, 2004, Dubai/Wien. Sie lebt in Wien und Los Angeles.