PROGRAMM 2023/24
Schule Friedl Kubelka für künstlerische Photographie
Oktober bis Juni
Künstlerische Leitung: Anja Manfredi
Das Studienjahr 2023/24 an der SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE beginnt am 11. Oktober 2024 und endet im Juni 2024. Die Schule ist allen Alters- und Berufsgruppen zugänglich (Mindestalter 18 Jahre). Die Aufnahme erfolgt nach einem persönlichen Gespräch.
Die Unterrichtssprache ist Deutsch.
Die SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE, WIEN wurde 1990 von Friedl Kubelka gegründet und wird seit 2010 von Anja Manfredi geleitet. Die Auseinandersetzung mit Photographie im Diskursfeld der Bildenden Kunst stellt das Kernstück der Schule dar. Die Schule will ein sicherer Ort sein, der photographisches Arbeiten fördert und gleichzeitig auch offen ist für transmediale „Fadenspiele“ (Donna Haraway). Das Konzept der Photoschule ist es, die Studierenden in jedem Jahr mit Künstler*innen und Theoretiker*innen zu konfrontieren, die aus ihrer eigenen Sichtweise heraus lehren.
Im kommenden Schuljahr werden wir uns aus verschiedenen Perspektiven mit dem Verhältnis von Körper und Raum auseinandersetzen. Die Beschäftigung mit dem analogen Handwerk der Photographie wird dabei eine wesentliche Rolle einnehmen.
Der Unterricht im Studienjahr 2023/24 findet in Form von neun Workshops, einer Vorlesungsreihe, Mappenschauen, Einzelgesprächen, Kooperationen, Projektbetreuung sowie einer Einführung in die analoge Laborarbeit statt. Das eigene Œuvre aufzubauen, indem bestimmte Interessen, Haltungen und Motive herausgearbeitet werden, ist die Zielsetzung für dieses Jahr. (Anja Manfredi).
9 Workshops
STEFANIE SEUFERT
18.–21. Oktober 2023
Experiment
Wie entstehen fotografische Bilder und wie werden sie gelesen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die experimentelle Fotografie. In dem Workshop besprechen wir zunächst Beispiele analoger sowie digitaler Werke. Anschließend haben die Studentinnen und Studenten die Möglichkeit, in Bezug auf ihre eigene Arbeit neue Techniken zu erproben und ein experimentelles Projekt zu entwickeln. Im Vordergrund stehen dabei eine ergebnisoffene Herangehensweise und die bewusste Wahl der Arbeitsmethode.
STEFANIE SEUFERT, geboren 1969, lebt in Berlin. Ihre Arbeit ist immer auch eine Fotografie u?ber Fotografie und ihre physikalischen Bedingtheiten, ihre kulturellen Zuschreibungen und ein Spiel mit unseren damit einhergehenden Erwartungen an sie und keine, die einem bestimmten fotografischen Dogma folgt. Hier wird elegant in einer ganz bestimmten Randzone des Ozeans der Möglichkeiten der Fotografie navigiert und für eine spannende Kartografie dieses Bereichs mit all seinen Untiefen, Referenzen und Bezugsmöglichkeiten. Zur künstlerischen Strategie Seuferts gehört eindeutig auch als weitere Ebene die jeweils ganz präzise Kombinatorik der sich teilweise ganz unterschiedlichen Techniken verdankenden Motive unter- und miteinander.
Ausstellungen (Auswahl): 2022/23 Eskenazi Museum of Art, Illinois, USA; Hauptausstellung Emop Amtsalon Berlin; Berlinische Galerie, Berlin; Kunstbibliothek im Museum für Fotografie, Berlin; Laura Mars Gallery, Berlin; Kunsthaus Kollitsch, Klagenfurt; 2021 Chaussee36, Berlin; Robert Morat Galerie, Berlin; Konstanze Wolter Galerie, Chemnitz; 2020 Frontviews, Berlin; Fotogalerie Wien; 2019 Laura Mars Gallery, Berlin; DZ Bank, Frankfurt; Berlinische Galerie; Kunsthalle Darmstadt; NRW-Forum Düsseldorf; Museum für Fotografie Berlin; 2014 CPAP, Havana, Cuba; 2013 Kerstin Engholm Galerie, Wien; 2010 Camera Austria, Graz; 2008 Galerie Pankow, Berlin; 2007 Kasbah Museum, Tanger.
IRIS ANDRASCHEK
22.–25. November 2023
DASS DIE SONNE IMMER GUT IST
Rituale unterschiedlicher Communities, alternative Lebensentwürfe, der ländliche Raum und seine Gesellschaften und Ordnungssysteme sind wiederkehrende Themen in meiner künstlerischen Arbeit. Die Übergänge von Privatheit und Öffentlichkeit, Alltag und Inszenierung, ebenso wie die Grenzen zwischen Realität und Fiktion in medial konstruierten Bildern, werden in unterschiedlichen Medien und Techniken verhandelt. Die Beziehung zwischen Mensch und Natur und dem öffentlichen Raum an sich sowie Fragen des Zusammenleben sind wiederkehrende Themen, die persönlichen Erfahrungen der Menschen und Kommunikation dabei zentral. Seit jeher ist mir dabei die Frage, welche Formen der Präsentation von künstlerischen Arbeiten möglich sind, wichtig. Fotografie und Zeichnung wurden und werden in raumbezogene Installationen integriert, in Bücher gefügt, an Stahlseile gehängt. Ich erfinde für sie in Installationen, Ausstellungsräumen und im öffentlichen Raum eigene Displays, die sie von der Wand und oft aus den Rahmen lösen und den Betrachterinnen eine spezielle Rezeption ermöglichen, sie in eine andere Haltung versetzen. Die Vorstellung diverser Projekte wird den Ausgangspunkt für den gemeinsamen Workshop bilden, um darauffolgend eigene Perspektiven zu entwickeln.
IRIS ANDRASCHEK wurde in Horn, Niederösterreich, geboren und studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie unterrichtete an der Akademie der Bildenden Künste Wien und der Kunstuniversität Linz.
Ihre Arbeiten wurden in nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert: u. a. 2023 Kunsthalle Göppingen (DE), 2022 Lentos Kunstmuseum Linz (AT), 2019 Parallelevent der 16. Istanbul Biennale, Büyük Valide Han und Österreichisches Kulturforum Istanbul (TUR), 2018 Zeta Art Center & Gallery, Tirana (ALB), Museum Moderner Kunst Klagenfurt (AT), 2017 Kunsthaus Wien (AT), LP Art Space, Organhaus, Chongquinq (CHN), Fotohof Salzburg (AT), 2013 Salzburger Kunstverein (AT). Für ihr Werk erhielt sie 2015 den Österreichischen Kunstpreis.
ANDRZEJ STEINBACH
29. Nov.–2. Dezember 2023
Ein Gesicht anschauen
Im Workshop werden wir uns mit der Bedeutung von Blickkontakt und der Darstellung des Gesichtes in der Portraitfotografie auseinandersetzen.
Ein Gesicht, das einen Menschen anschaut, kann viele verschiedene emotionale, soziale und kognitive Reaktionen auslösen. In der Psychologie und den Neurowissenschaften wird dieses Phänomen als „gaze perception“ bezeichnet. Die Fähigkeit, den Blick eines anderen Menschen zu deuten und darauf zu reagieren, ist ein wichtiger Aspekt der sozialen Interaktion und Kommunikation.
Wir schauen uns gemeinsam Arbeiten von Ken Ohara und Helmar Lerski an und untersuchen, wie mithilfe verschiedener künstlerischer Strategien das Gesicht als Symbol für bestimmte Bedeutungen verwendet wird.
ANDRZEJ STEINBACH, geboren 1983 in Polen, lebt und arbeitet als bildender Künstler in Berlin. 2013 Diplom und 2017 Meisterschüler in Bildender Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Seine Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungen gezeigt, unter anderem im Museum of Modern Art New York, Sprengel Museum Hannover, Folkwang Museum Essen, Fotomuseum Winterthur Schweiz, Haus der Photographie Deichtorhallen Hamburg, Neues Museum Nürnberg, Neues Museum Weimar, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bundeskunsthalle Bonn, Kunst Haus Wien, Kunstverein in Hamburg, Kunsthalle Osnabrück.
Seit 2022 leitet er neben seiner künstlerischen Tätigkeit zusammen mit dem Künstler Steffen Zillig den Projektraum „Briefing Room“ in Brüssel.
ANJA MANFREDI
6. Dezember 2023 & Termine über das Schuljahr verteilt
Orte und Körper
Nach der Vorstellung meiner künstlerischen Arbeiten, die sich mit dem Begriff der Geste beschäftigen, möchte ich eine gemeinsame Exkursion in Wien starten: raus gehen, den Körper im Stadtraum bewegen und seine performative Raumproduktion erkunden.
ANJA MANFREDI (*1978 in Lienz) lebt und arbeitet als Künstlerin in Wien. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Eva Schlegel und Josephine Pryde (1999–2005). Zuvor absolvierte sie die Schule für künstlerische Photographie unter der Leitung von Friedl Kubelka (1998/99), deren künstlerische Leitung Manfredi 2010 übernommen hat. Von 2004 bis 2010 arbeitete sie im Kollektiv der Fotogalerie Wien mit. 2022 promovierte sie mit Geste im Bild bei Felicitas Thun-Hohenstein an der Akademie der bildenden Künste Wien, Institut für Kunst und Kulturwissenschaften, zur Dr. phil. Seit 2016 ist Anja Manfredi Mitglied der Vereinigung bildender Künstler*innen der Wiener Secession.
Lokale und internationale Ausstellungen, darunter Einzelausstellungen im tresor Kunstforum Wien (2023), Galerie Charim (2023), Lumen. Museum für Bergfotografie, Italien (2022), Haus der Kunst, Budweis (2015) und Museum der Moderne Salzburg (2013). Staatsstipendium für Fotografie des BMKÖS. Artist-Residencies des BMKÖS in Rom, Paris, New York City und Herzliya, Israel. Manfredi ist Preisträgerin des Outstanding Artist Award für künstlerische Fotografie, BKA (2017). Mit-Herausgeberin der Publikationen „Raum gewordene Blicke in die Sterne (2020), „Geste und analoge Photographie“ (2020), „Die ersten 30 Jahre – Photographie“ (2020), „Die Südtiroler Siedlung oder Das Gedächtnis der Häuser, der Pflanzen und der Vögel“ (2021), „Atlas“(2023).
FRANCIS RUYTER
22.1. & 26.–28. Jänner 2024
Let us Now Praise Famous Men
Let’s imagine that the origin of the universe is a photograph and that objects are ghosts, and not hosts. Let’s project ourselves into the process of embodiment that an image must pass through to make itself known to us. Imagine that the dissociation that comes from the failure of such an embedment procedure yields experiential knowledge. Can such trans-placed knowledge offer insight for how to realign our connection to the original, universal photograph? Or should we stay in the world of objects?
Works using the Farm Security Administration/Office of War Information archive at the Library of Congress will be shown and discussed in a presentation and the workshop will go further as a group into the representational topics that have come out of this artistic research.
FRANCIS RUYTER (b. 1968 Washington, DC, lives and works in Vienna) works on the awkward and constantly shifting material grounds of image technologies upon which representation and authorship attempt to hold court.
The work refers to the authorless and mostly invisible deterministic systems that lead contemporary movement and experience. You could say that it is a study of cybernetics and the built networks and spaces that try to constrain underlying chaos, often at the expense of nuance, connection, and meaningful cultural developments.
JOJO GRONOSTAY
21.–24. Februar 2024
Die Architektur des „neuen" Modebildes
„Architekturfotografie zeigt fast immer die idealistische Version einer neu gebauten Realität oder ein idealisiertes Computerbild dessen, was noch gar nicht existiert.“
Mit welchen Mechanismen arbeiten Mode und Architekturfotografie heute? Was sind die Gemeinsamkeiten mit der und Unterschiede zur Fotografie im Kunstkontext? Im Workshop werden wir uns mit Fragen zu verschiedenen Wertesystemen beschäftigen und anhand dieser künstlerische Arbeiten entwickeln.
JOJO GRONOSTAY, geboren 1987 in Hamburg, lebt und arbeitet in Wien. Gronostays Praxis beschäftigt sich mit Fragen von Identität und Repräsentation, Plattformen, Recycling und dem Dazwischen. Seine Arbeit erforscht die politischen und wirtschaftlichen Strukturen zwischen Europa und Afrika, und mit Plattformen wie DWMC hat er sich auch eine Struktur geschaffen, um in diese Kreisläufe einzugreifen. Dabei werden Konzepte wie Ökonomie oder Wert sowie der Austausch von Menschen und Gütern zwischen den beiden Kontinenten untersucht.
Gronostay studierte Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien und an der Beaux-Arts in Paris. Er hatte Ausstellungen im MAK, in der Kunsthalle Wien, im Museum der Moderne Salzburg und im MUMOK. 2021 gewann er mit dem Kunstprojekt Dead White Men’s Clothes den Modepreis der Stadt Wien.
DORIS UHLICH
4.–6. März 2024
The World is in the Body
Ich begreife den Körper als ein „wandelndes Körperarchiv“, in dem die eigene Biografie sowie die Biografie der Welt eingelagert werden. Für mich ist die Haut eine durchlässige Struktur, daher sind ein Innerhalb bzw. Außerhalb des Körpers infragezustellende Ortsbezeichnungen. Ereignisse politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Art schreiben sich ein. The body is in the world, the world is in the body. Was lagern wir ein, was lagern wir aus? Wir gehen durch die teils selbst-, teils fremdbestimmte, unendlich komplexe Choreografie unserer Biografien. Diese Fragen sind Ausgangspunkt für den gemeinsamen Workshop.
DORIS UHLICH ist eine österreichische Choreografin, Performerin und Tanzpädagogin. Sie stellt in ihren Produktionen oft gängige Formate und Körperbilder infrage: Sie arbeitet u.a. mit Menschen mit unterschiedlichen Biografien und körperlichen Einschreibungen, zeigt die Potenziale von Nacktheit jenseits von Erotisierung und Provokation, untersucht auf vielschichtige Weise die Beziehung zwischen Mensch und Maschine oder setzt sich mit der Zukunft des menschlichen Körpers im Zeitalter seiner chirurgischen und genetischen Perfektionierung auseinander.
Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen. www.dorisuhlich.at
ALMUT HILF
10.–13. April 2024
berührt, geführt
Wenn wir ein Bild an die Wand hängen, sehen wir die Wand nicht mehr.
Aber sie sieht uns. In diesem Workshop wechseln wir die Seite und gehen von der Perspektive der Wände und Räume aus, in denen und mit denen wir arbeiten. Wir beobachten das kommunikative Verhalten von räumlichen Situationen und lernen räumliche Gesten zu lesen. Was formulieren sie, was ermöglichen sie, was verhindern sie, wozu laden sie ein? Raum entsteht in der Erfahrung davon. Was bewirkt dieser Perspektivwechsel in der eigenen Arbeit mit der Kamera im Raum? Übungen im Raum werden eingebettet in Beispiele verschiedenster, künstlerischer Strategien der Beschreibung und Aneignung räumlicher Situationen im weitesten Sinne.
ALMUT HILF, geb.1980. Lebt in Hamburg, studierte Kunstgeschichte an den Universitäten Karlsruhe und Florenz sowie Bildende Kunst an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig und der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.
Für ihre Papier-Collagen der zyklisch angelegten Werkgruppe „Denken im Bestand“ erhielt sie 2016 den Internationalen Marianne-Brandt-Preis und 2017 den Aenne-Biermann-Preis für Gegenwartsfotografie. Ihre Arbeiten wurden vielfach in Ausstellungen gezeigt, darunter in der Staatlichen Graphischen Sammlung München, in der Pinakothek der Moderne 2017, in der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V. 2019 und in der Galerie Barbara Thumm in Berlin 2020. Ihre Arbeiten sind Teil der Sammlung zeitgenössischer Kunst des Bundes.
ROSA JOHN
2.–5. Mai 2024
Täglich Licht
Licht breitet sich in geraden Linien aus. Wenn Lichtstrahlen sich – in einer Öffnung, Lücke, Blende – kreuzen, projizieren sie ein Abbild der einen Seite auf die andere, welches seitenverkehrt und kopfstehend ist. Dieses physikalische Phänomen ist als Camera Obscura-Effekt bekannt. Die erste bekannte schriftliche Quelle zu diesem Phänomen stammt vom Philosophen Mo-Ti, der im China des 5. Jh. v. u. Z. neben Beobachtungen zu Schattenwürfen und Spiegelungen niederschrieb: „The ‚collecting place‘ (khu) (or: the ‚wall‘, chang) is where the ‚change‘ (i.e. the inversion of the image) starts. It is an empty hole. The image is inverted (tao) because of the intersection (wu).“ (Übersetzung von J. Needham)
Diesen Bemerkungen nachspürend probieren wir uns im Rahmen des Workshops in Sonnenbeobachtungen, folgen den Fährten von Camera Obscura, Sonnenuhr und Teleskop. Wir beschäftigen uns mit den historischen Grundlagen von Fotografie/Film und deren Verwandtschaft in der Astronomie und fragen nach ihrer Rolle in der Gegenwart. Ausgehend davon soll in der Gruppe ein Austausch zu individuellen Motivationen und dem künstlerischen Prozess an sich angeregt werden.
ROSA JOHN (*1982, Wien) ist Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin. Inhaltlich beschäftigt sie sich mit dem Themenkreis Körper, Kulturtechniken und Medienapparaturen. In ihrer künstlerischen Praxis arbeitet sie primär mit Fotografie und Film sowie in Erweiterung dessen an Objekten unterschiedlicher Materialität, mit dem Ziel einzelne Arbeiten in wechselnden Ensembles in Dialog zu bringen.
Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und Athen (Abschluss 2010) sowie an der Schule für künstlerische Photographie (2008) und der Schule für unabhängigen Film (2011) bei Friedl Kubelka. 2013–17 DOC-team-Stipendium der ÖAW und wissenschaftliche Mitarbeiterin am tfm-Institut der Universität Wien. 2017 Start-Stipendium für künstlerische Fotografie, bka. 2022 Staatsstipendium für Fotografie, BMKOES. Ausstellungen und Screenings u.a.: SF MOMA, McEvoy Foundation (USA), EIFF (UK), Kurzfilmtage Oberhausen (D), MUSA Startgalerie, Fotogalerie Wien, Bildraum01, Krinzinger Projekte (A). www.rosajohn.com
Vorlesungsreihe zur Photographie
MAREN LÜBBKE-TIDOW
20.-21. März 2024
Wie aus Bildersammlungen Arbeiten werden
MAREN LÜBBKE-TIDOW arbeitet als freie Autorin und Kuratorin und lebt in Berlin. Seit 2022 ist sie Künstlerische Leiterin des European Month of Photography in Berlin. Derzeit beschäftigt sie sich im Rahmen des Projekts Das Archiv als Helle Kammer (engl. Lighting the Archive) unter anderem mit der Frage, wie Fotograf*innen ihr Material organisieren, mit dem sie täglich umgehen. Siehe auch: www.lightingthearchive.org und www.marenluebbketidow.com
ULRIKE MATZER
Photography’s Blind Spots
Die aktuellen Diskurse um ‚race‘, class, gender und diversity verweisen ebenso auf bisherige blinde Flecken der Fotografie wie die jüngste Aufmerksamkeit auf die Ursachen des Klimawandels. Eine kritische, globale Perspektive auf die materiellen Grundlagen des Mediums und seine industrielle Produktion enthüllt die unterdrückten Geschichten der Fotografie: So zeigt sich etwa der intrinsische ‚Rassismus‘ fotografischer Filmtechnologie, die lange Zeit nur auf weiße Haut ausgerichtet war. In der Porträtfotografie galt seit den 1950er Jahren Weißsein als unhinterfragte Norm; mit der sogenannten Shirley Card von Kodak, einer Referenzkarte zur Kalibrierung farbfotografischer Prints, wurde helle Haut als Industriestandard etabliert. In der für den ‚männlichen Blick‘ inszenierten attraktiven Frau manifestiert sich zudem ein normatives Verhältnis der Geschlechter.
Auch die Tatsache, dass die fotografische Industrie seit je einen enormen ökologischen Fußabdruck hinterlässt, ist erst jüngst ins Bewusstsein gerückt. Die Geschichte der industriellen Fertigung fotografischer Bilder ist eng mit dem Abbau von Rohstoffen, kapitalistischer Unternehmenskonzentration und (neo-)kolonialen Ausbeutungsverhältnissen verknüpft – man denke nur an die zentrale Rolle des Silbers als Rohmaterial für die Fotochemie. Dies reicht vom anfänglichen Hype um die Daguerreotypie über die auf Massenkonsum angelegte Filmproduktion von Kodak und Agfa bis zur Digitalfotografie via Smartphone, die auf Seltenen Erden und Lithium-Ionen-Akkus basiert. Die Rhetorik der Immaterialität digitaler Bilder täuscht darüber hinweg, dass gerade die Speicherung und Distribution der Daten riesige Mengen an CO2 produziert.
Ausgehend von diesen Themen sehen wir uns aktuelle künstlerische Positionen an, die diese Fragen des „materiellen Unbewussten“ der Fotografie verhandeln.
ULRIKE MATZER ist Kunst- und Kulturwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Fotografieforschung, Gender Studies und Visuelle Kultur. Seit Herbst 2022 lehrt sie als Dozierende an der Universität Zürich im Rahmen des Weiterbildungsstudienganges Theory and History of Photography, 2021/22 hatte sie die Gastprofessur für Geschichte und Theorie der Fotografie an der Universität für angewandte Kunst Wien inne. Sie promovierte 2019 an der Akademie der bildenden Künste Wien zur Dr. phil., ihre Dissertation über frühe Wiener Berufsfotografinnen wurde 2021 mit dem Johanna-Dohnal-Förderpreis ausgezeichnet. Zahlreiche Kritiken für Camera Austria, Fotogeschichte, Photography & Culture, Études photographiques u.a.
Praktisches Arbeiten mit Methoden der Photographie
RAFFAELA BIELESCH, ANNA JOCHUM
Arbeiten in der analogen Dunkelkammer
Im Studienjahr 2023/24 betreuen Raffaela Bielesch und Anna Jochum die individuellen Einführungen in die Dunkelkammer. Die praktisch angelegten Einheiten sind eine Basiseinführung in die Benützung der Dunkelkammer mit dem Ziel, dass die Studierenden in Folge selbstständig analoge S/W-Projekte verwirklichen können. Wir beschäftigen uns grundlegend mit den Eigenschaften, Wechselwirkungen und Abhängigkeiten analoger Materialien und Prozesse. Gemeinsam werden wir Chemie ansetzen, einen Film entwickeln und schließlich einen Papierabzug herstellen.
RAFFAELA BIELESCH, 1984 in Wien geboren, lebt und arbeitet in Niederösterreich. Ihre künstlerische Praxis ist medienübergreifend mit Fokus auf Fotografie und Performance und deren Korrespondenzen. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien Performative Kunst bei Carola Dertnig. Davor Studien der Slawistik und Kunstgeschichte in Wien, Moskau, Basel; Schule für künstlerische Photographie Friedl Kubelka unter der Leitung von Anja Manfredi.
ANNA JOCHUM (*1993) lebt und arbeitet in Wien. Ihre fotografische Arbeit platziert sie an der Grenze von Performativem und Dokumentarischem, wobei sie sich mit der An- und Abwesenheit des menschlichen Körpers sowie mit Berührungspunkten zwischen Menschen, Orten und Zeiten beschäftigt. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien, Grafikdesign und Fotografie an der Kunstuniversität Linz sowie künstlerische Fotografie an der Schule Friedl Kubelka.
FLORENTIN KURZ
Bildgebende Experimente
Kameralose Photographie ist der Ausgangspunkt, um durch einen experimentellen Zugang die technischen und ästhetischen Möglichkeiten des Mediums zu untersuchen. Gemeinsam werden wir uns dabei praxisorientiert insbesondere mit Chemigrammen, Cyanotypien und Fotoemulsionen auseinandersetzen.
FLORENTIN KURZ (*1998) lebt und arbeitet in Wien. Er absolvierte die Graphische sowie die Schule für künstlerische Photographie Friedl Kubelka unter der Leitung von Anja Manfredi, studiert an der Kunstuniversität Linz in der Klasse von Lucie Stahl und arbeitet im Studio VALIE EXPORT.
MARTIN BILINOVAC
Einführung in die Dunkelkammer,
analoge und digitale Kamerasysteme und Aufnahmetechniken
Wir beginnen mit einer allgemeinen Einführung in die Aufnahmetechnik der Photographie. Anschließend werden die digitalen Bildbearbeitungsmöglichkeiten in Hinblick auf die Datenaufbereitung für Print, Druck und Webdarstellung vorgestellt. Dabei werden wir uns mit dem Themenfeld Color Management und farbkritischen Arbeiten beschäftigen. Darauffolgend wird es eine Einführung in der Dunkelkammer in die Schwarz-Weiß-Fotografie geben. Dabei werden wir uns mit dem Thema der Filmentwicklung beschäftigen und unterschiedliche Film-Entwickler-Kombinationen und die visuellen Auswirkungen unterschiedlicher Emulsionen erforschen.
MARTIN BILINOVAC, 1981 in Graz geboren, lebt und arbeitet in Wien und Linz, Ausbildung bei Prof. Gabriele Rothemann in Wien und Prof. Daniele Buetti in Münster. Seit 2010 Lehrbeauftragter für Fotografie an der Kunstuniversität Linz, Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften. Zahlreiche Ausstellungen.
KARØ GOLDT
Cage-Rules
Der Vortrag an der SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE FRIEDL KUBELKA, WIEN
wird sich auf die „Cage-Rules“ beziehen und auf die Frage Vilem Flussers (frei zitiert): „Wollen wir, was die Maschine kann?“
KARØ GOLDT (*1967 in Günzburg) lebt und arbeitet in Berlin. Sie hat an der FU Berlin
Religionswissenschaften bei Prof. Dr. Klaus Heinrich studiert und an der Schule für künstlerische
Photographie Wien bei Friedl Kubelka / vom Gröller. Karø Goldt arbeitet mit dem Medium künstlerische Fotografie seit 1993 und mit dem Medium experimentelles Kino seit 2001. Karø Goldts Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und Festivals weltweit gezeigt.
FRIEDL KUBELKA
Ein Abend zum künstlerischen Arbeiten mit Film und Photographie
FRIEDL KUBELKA, geboren 1946 in London, Kindheit in Wien und Berlin. Lebt und arbeitet in Wien. 1965–1969 Grafische Lehr- und Versuchsanstalt, Fotografie.1971 Meisterprüfung und kommerzielles Fotoatelier. 2005 Österreichischer Staatspreis für Fotografie. 1990 Gründung und Leitung der Schule für künstlerische Photographie, Wien (bis 2010). 2006 Gründung und Leitung der Schule für unabhängigen Film, Wien (bis 2013). Erste Filme 1968, Filmaufführungen (Auswahl): Generali Foundation, Wien, Anthology Filmarchives, N.Y., documenta 12, Österreichisches Filmmuseum, Toronto Filmfestival (2009, 2010), Hong-Kong-Filmfestival (2010, 2011), Diagonale (2009, 2010, 2011), Berlin Biennale 2010, Retrospektive MEDIA-CITY, Kanada 2010. Einzelausstellungen u. a. im Lentos Kunstmuseum Linz.
Projektbetreuung
ANJA MANFREDI
Einzelgespräche, Mappenschauen, Atelier- und Ausstellungsbesuche
Im Laufe des Studienjahres ist es möglich, mit mir Einzelgespräche zu den individuellen Projekten zu führen. Wir werden uns auch zu Arbeitsbesprechungen und Mappenschauen in der Gruppe treffen. Eine Mappenschau ist das Nachdenken über und Beurteilen von Arbeiten der Kolleg*innen innerhalb der Klasse, dies kann für jede/n Einzelne/n durchaus eine Herausforderung darstellen, oder, wie es Friedl Kubelka formulierte: „Lob und Kritik zu üben, ist eines der besten Mittel, die eigene Gedankenwelt anzuwenden und zu überprüfen. Und jede/r steht mit ihren/seinen Arbeiten im Mittelpunkt des Interesses.“ Wir werden Künstler*innen in ihren Ateliers besuchen, um daraus Einsichten in künstlerische Prozesse zu gewinnen. Außerdem sind Besuche von Ausstellungen geplant, insbesondere in Institutionen, die auf künstlerische Photographie ausgerichtet sind.
Kooperation
LUMEN – Museum of Mountain Photography, Südtirol
Zeiteinteilung
- Workshops: Mi. 18–20 Uhr, Do., Fr., Sa. jeweils sechs Stunden
- Vorlesungsreihe, Mappenschauen: 18–20 Uhr, Termine nach Vereinbarung
- Ateliertage: montags und mittwochs 10–17 Uhr, Nutzung der Dunkelkammer nach Vereinbarung
- Atelier- und Ausstellungsbesuche: nach Vereinbarung
- Einzelgespräche / Projektbetreuung: nach Vereinbarung
Bewerbung
ab 2. Mai 2023 bis 9. Juni (14Uhr) unter photo@schulefriedlkubelka.at
Aufnahmebedingungen
siehe hier: www.schulefriedlkubelka.at/fotoschule/info/aufnahme--kosten
STEFANIE SEUFERT
ANDRZEJ STEINBACH: Figur II, 2015
JOJO GRONOSTAY
JOJO GRONOSTAY
IRIS ANDRASCHEK
IRIS ANDRASCHEK
DORIS UHLICH: Gootopia ©Maria Ziegelböck
DORIS UHLICH : EBE ©TheresaRauter
DORIS UHLICH: © esel.at
ANJA MANFREDI: Atlas, 2023
ANJA MANFREDI: Atlas, 2023
ALMUT HILF: Denken im Bestand IV, 2022
ALMUT HILF: Denken im Bestand IV, 2022
FRANCIS RUYTER
ROSA JOHN
ROSA JOHN