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Herzliche Einladung zur Abschlussausstellung
des Jahrgangs 2023/2024 - CHARIM GALERIE FACTORY
Telling Traces
Spuren im Bild
Eröffnung: 22. Mai 2024, 18 Uhr
Artist/Curator Walkthrough & Finissage: 29. Mai 2024, 17 Uhr
Mit Arbeiten von
Philip Baader
Luise Böker
Nicole Brandstaetter
Julia Bertermann
Anastasiia Fashchevska
Lukas Felder
Jelena Fischer
Mark Gawrilow
Lea Horsten
Moritz Klarer
Karen Knözinger
Kilian Kovacs
Valentina Larcher
Paola Lesslhumer
Ruben Mahler
Lukas Meixner
Sophie Neumann
Kevin Pawlak
Brigitte Polt
Lara Popp
Anna Stemberger
Nicole Toferer
Veith Weidner
Kiran Isajah Zyman
Kuratiert von Anna Fliri
Gedanken zur Ausstellung
Ohne es gleich zu ahnen, begab ich mich während der Vorbereitungen zu dieser Ausstellung auf Spurensuche. 24 Studierende, nun Absolvent:innen, zeigten mir ihre Arbeiten, berichteten vom Studium, erzählten von ihren Erfahrungen, Gedanken und Ideen. Mit jedem Kennenlernen folgte ich einer anderen Fährte und trat in eine neue (Bild)Welt ein. Nach und nach taten sich im Prozess individuelle künstlerische Wege auf, die am Ende nun in einer gemeinsamen Schau aufeinandertreffen.
So einzigartig, wie es die Künstler:innen sind, so vielfältig ist ihr Themenspektrum, und doch verbindet sie eines: das stete Suchen und Finden im Bild.
Die präsentierten Werke sind visuelle Auseinandersetzungen mit Fotografie in einem erweiterten Verständnis und erzählen von persönlichen Nachforschungen und deren Spuren. Es sind Spuren der Erinnerung, denen wir hier folgen können; Spuren am/zum/über/vom Körper, sichtbar und unsichtbar; Spuren von Krankheit; von Gewalt; von weiblicher Selbstermächtigung; wir finden Spuren der kritischen Beschäftigung mit dem eigenen Selbst, mit kultureller Zugehörigkeit, mit (sexueller) Identität; Spuren in der Familiengeschichte; Spuren der Liebe und Freundschaft; wir entdecken verschwommene Spuren, die ein Bild nur noch erahnen lassen; steinerne Spuren der Architektur und geheime Spuren der griechischen Mythologie; wir sehen die Natur, belegt mit Spuren der Zivilisation; und letztlich Spuren von Raum und Zeit, die in unserer Wirklichkeit hinterlassen worden sind. In diesem Sinne ist die Ausstellung als ein visuelles Netz zu lesen, gewoben aus vielen flottierenden Zeichen, die einander durchqueren und kreuzen.
Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir von Spuren sprechen? Welche Erscheinungsformen können sie haben? Sind Spuren immer sichtbar? Und ist nicht alles von ihnen bedeckt?
Fragen über Fragen ohne klare Antworten.
Eines ist gewiss: Der Begriff der Spur ist ein mehrdimensionaler. Er kann das Hinterlassen von Abdrücken oder eine materielle Ablagerung auf einem Gegenstand oder an einem Ort bedeuten. Im mathematischen Verständnis ist die Definition der Spur abstrakt und in der Sprache artikulieren die Verben spuren und spüren wiederum emotionale wie intuitive Empfindungen des Menschen. Die Kunst ist übersät mit Spuren und bietet beinahe unerschöpflich viele Interpretationsmöglichkeiten. Wir erkennen, die Spur entzieht sich einer linearen Erfassung wie Erscheinung. Der französische Denker Jacques Derrida bemerkt, dass das Wesen der Spur im Dazwischen liegt. Sie existiert zwischen An- und Abwesenheit und ereignet sich nur in ihrer eigenen „Auslöschung“ 1. Für die Fotografie ist diese Definition eine medientheoretische Herausforderung, weil wie etwas zeigen, das ephemer ist oder das man gar nicht sehen kann?
Vielleicht geht es gar nicht darum, was wir sehen oder nicht sehen können, sondern nur um das Wissen, dass es ein Dazwischen gibt und dessen Existenz durch das Bild vermittelt wird. Alles befindet sich im Kommen und im Gehen, so auch die Künstler:innen dieser Abschlussklasse.
Um es mit den Worten von Ernst Bloch zu sagen:
Wie nun? Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst. 2
Text: Anna Fliri
Ausstellung: 23. Mai – 29. Mai 2024
Öffnungszeiten: Do., Fr., Sa. Di., Mi. 14:00 – 18:00 Uhr
Ausstellungsort: CHARIM GALERIE FACTORY
Absberggasse 27/9/3, 1100 Wien
charimgalerie.at
Künstlerische Leitung: Anja Manfredi
Schule Friedl Kubelka für künstlerische Photographie, Wien
1 Vgl. Geoffrey Bennington, Jacques Derrida, Jacques Derrida. Ein Portrait, übers. von Stephan Lorenzer, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1994, 84.
2 Ernst Bloch, Tübinger Einleitung in die Philosophie, Werkausgabe Bd. 13, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2015, 13.
Sophie Neumann: untitled (planting seeds), 2024
Anastasiia Fashchevska: Narziss, 2024
Nicole Toferer: Alter Ego, 2024